Die Gastronomiebetriebe müssen aufgrund der neuen Corona-Einschränkungen ab heute bis zum Ende des Monats geschlossen werden. Stürzen diese Maßnahmen Bars, Cafés und Restaurants nun endgültig in den Abgrund?
Schon beim ersten Lockdown war die Branche eine der ersten, die schließen musste – ohne dabei zu wissen, wann und wie es weitergehen wird. Übergangsweise gab es zwar finanzielle Sofortmaßnahmen der Bundesregierung, welche anfangs für den ein oder anderen einer guten Überbrückung gleichzukommen schien. Mittlerweile mussten einige diese Förderung jedoch zurückzahlen.
Nach wochenlanger Schließung durften die Lokale und Kneipen dann wieder aufmachen, allerdings nur unter besonderen und sehr kostspieligen Auflagen: Hygienekonzept, Plexiglasscheiben, Datenerfassungssystem usw. Durch die Regel, dass maximal 5 Personen aus 2 Haushalten an einem Tisch Platz nehmen konnten, nahmen viele Betreiber bereits Einbußen hin. Erst nach der allmählichen Lockerung, wieder mit 10 Personen an einem Tisch sitzen zu dürfen, kamen manche Gastronomen wieder in den Bereich, halbwegs kostendeckend arbeiten zu können. Über die Sommermonate kam dann sogar ein Funken Hoffnung auf, dass man dieses schwierige Jahr mit Ach und Krach überstehen könnte. Als es im September kälter wurde, haben einige Inhaber u.a. mit Zelten oder Heizstrahlern versucht, ihre Außenfläche zu optimieren, sodass man eventuell auch in den kalten Wintermonaten draußen sitzen kann. Hierfür wurden natürlich ein weiteres Mal hohe Summen investiert. Einige Kneipiers und Restaurantbesitzer waren gezwungen, zur Erhaltung ihrer Betriebe Rücklagen und Erspartes einzusetzen. Hinzu kam das Personalproblem – beispielsweise wechselten viele Aushilfen aufgrund der unsicheren Zukunft in eine andere Branche. Als schließlich auch noch die „Sperrstunde“ ab 23 Uhr ausgesprochen wurde, war es erneut kaum möglich, alle laufenden Kosten zu decken. Und nach alledem folgte letzte Woche die bittere Gewissheit: Man muss ein zweites Mal Lokale dicht machen und kann nur noch Abhol- und Lieferservices anbieten. Bei vielen Betrieben löst das nicht nur Verzweiflung, Wut und Trauer aus, sondern vor allem die große Angst vor der endgültigen Pleite.
Die Zahlen und Daten des Statistischen Bundesamtes verdeutlichen ebenfalls die fatalen Folgen in der Gastronomie. Von März bis August 2020 sanken die Umsätze um 40,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zudem ging die Zahl der Beschäftigten um 17,6 % zurück. Am stärksten betroffen waren Kneipen, Bars sowie Clubs, die am Ausschank von Getränken verdienen. Insgesamt sind derzeit mehr als 8.300 Restaurants, Gaststätten und Cafés in Deutschland insolvenzgefährdet.
Wir können nur schwer nachvollziehen, warum die Gastronomie nun wieder als erste betroffen ist – zumal sie zahlreiche Auflagen verlässlich durchgeführt und erfüllt hat. Das Umfeld von Cafés, Bars und Restaurants gilt auch aufgrund der ausgearbeiteten Hygienekonzepte selbst für das Robert Koch-Institut als verhältnismäßig gut gewappnet im Kampf gegen Neuansteckungen. Und im Vergleich zur Gastronomie wird im privaten Bereich sicherlich kaum auf Mindestabstände geachtet, was in einem Lokal gewährleistet wäre. Daher ist die Frage durchaus erlaubt: Will man hier eine Branche kaputt machen?